Information


Start der nächsten Ausbildung zum Praxisbegleiter Bobath BIKA® am 01.09.2025!

Jetzt informieren und anmelden.

 





 

Die in den DRGs geforderte aktivierende therapeutische Pflege
(OPS 8-550, 8-552) ist Inhalt eines Bobath Pflegegrundkurses, sowie des -Aufbaukurses


Das Bobath-Konzept

Der Verein „Bobath Initiative für Kranken- und Altenpflege (BIKA®) e.V.“ wurde am 15. Oktober 1994 durch eine Gruppe von Pflegekräften mit besonderem Interesse am Bobath-Konzept gegründet.

Bedeutung des Bobath-Konzeptes für die Pflege

  • Das Bobath-Konzept setzt eine potenzialorientierte und problemlösende Herangehensweise an Befundaufnahme und Behandlung von Patient*innen mit erworbener Hirnschädigung voraus. Da die normale Bewegung Grundlage des Bobath-Konzeptes ist, beschäftigt es sich mit Muskeltonus und Bewegungsanbahnung, insbesondere mit der Anbahnung von funktioneller Bewegung. Im pflegerischen wie im therapeutischen Bereich geht es um einen Lernprozess der Patientin/des Patienten, der ineinander übergreift. Dieser Lernprozess wird im Rahmen von Bewegungsübergängen z.B. Körperpflege, Kleiden, Nahrungsaufnahme, Ausscheidung und Positionierung (Lagerung) gestaltet. Die Vermittlung dieser Inhalte kann pflegekompetent nur durch erfahrene Pflegepersonen erfolgen. Ergebnisse der Pflegeforschung (z.B. Mikrolagerung, Prophylaxen usw.) werden dabei berücksichtigt.
  • Der Lernprozess der Patientin/des Patienten im Rahmen seiner Rehabilitation findet nicht nur während der Therapieeinheiten statt. Die Neuroplastizität macht ein 24-Stunden-Konzept des Lernens erforderlich. Deshalb sollten alle Berufsgruppen, die auf Haltung und Bewegung des Patienten Einfluss nehmen, also auch die Pflegenden, sich an den Prinzipien des Bobath-Konzeptes orientieren, um das Carry Over (Lernerfolg) des therapeutischen Gesamtfortschritts zu sichern. Gezielte Wiederholungen erleichtern eine Automatisierung der Bewegungsabläufe und Handlungen. Durch Variationen wird der Patientin/dem Patienten die Möglichkeit von Modifikationen gegeben, was den eigenen Handlungsspielraum erweitert. Durch eine Automatisierung dieser Fähigkeiten werden zusätzliche Kapazitäten für z.B. mehr Aufmerksamkeit oder eine parallele Handlung frei. Das Anziehen eines T-Shirts erfordert eine gewisse Balance im Sitzen. Erst wenn diese gegeben ist und die Patientin/der Patienten nicht mehr damit beschäftigt ist sich festzuhalten, hat sie/er Ressourcen, die Körperabschnitte adäquat zum Kleidungsstück zuzuordnen.
  • Automatisierte Bewegungsabläufe sind die Grundlage für flüssigere Handlungsabläufe. Aber: „Masse ist nicht Klasse!“ Manche Bewegungsabläufe erlernt die Patientin/der Patient durch ihren/seinen Wunsch nach Selbständigkeit sehr schnell, führen ihn aber langfristig in eine Sackgasse. Dies sei an einem Beispiel verdeutlicht. Versuchen Patient*innen sich mit Hilfe des Bettgalgens aufzurichten, benutzen sie dazu die Beugemuskeln des Armes. In einem normalen Bewegungsablauf werden die Arme zum Stützen (Hochstemmen gegen die Schwerkraft) oder die Bauchmuskeln zum Aufrichten benutzt. Trainieren Patient*innen das Aufrichten mit dem Bettgalgen, werden sie nicht lernen ohne dieses Hilfsmittel hoch zu kommen. Auch beim Transfer werden diese Patient*innen die Idee haben, sich hoch zu ziehen. Deswegen werden sie nicht die Fähigkeit erlangen ohne Hilfspersonen oder Griffe einen Transfer auszuführen. Ziel des Bobath-Konzeptes ist es, mit diesen Patient*innen eine Oberkörpervorlage zu erarbeiten. Diese ermöglicht eine Gewichtsverlagerung auf die Füße, womit das Gesäß für einen Schwenk frei wird.
  • Während des Kurses sind die Teilnehmer*innen angehalten für den ihnen zugeteilten Patient*in konkrete Nahziele zu formulieren. Diese Ziele werden mit der Patientin/dem Patienten abgestimmt. Am Ende des jeweiligen Kursteils wird überprüft, ob diese erreicht wurden. Durch positive Erfahrung erhält die Pflegekraft einen Motivationsschub, und integriert mit Freude und Spaß das Neuerlernte zukünftig in den Pflegealltag. Spürt die Patientin/der Patient, dass sie/er sich leichter, flüssiger und harmonischer bewegt, arbeitet sie/er motiviert mit. In dem Maße wie die Patientin/der Patient dies kann, baut die Pflegekraft schrittweise die Hilfestellungen ab und führt ihn so zu mehr Selbständigkeit und Partizipation (Teilhabe am sozialen Umfeld ).
  • Durch die Teilnahme an einem Bobath-Pflegekurs lernen Teilnehmende den Pflegeprozess als Interaktion mit Patient*innen kennen. Gelingt es der Pflegekraft sinnvoll die Potentiale der Patientin/des Patienten im Handlungsablauf abzurufen, verbessert sie damit ihre/seine Funktionen und die Pflegekraft hat damit weniger Kraftaufwand zu leisten. Weiterhin erlernen die Pflegenden eine körpergerechte Arbeitsweise indem sie professionalisiert werden ihren eigenen Körper bei den Pflegetätigkeiten dynamischer einzusetzen anstelle der sonst recht statischen Arbeitshaltung.

In einer Zeit, in der mehr und mehr Stellenreduzierungen durch die Einschnitte der Gesundheitspolitik zu geringeren Zeitressourcen des Pflegenden führen, ist es von besonderer Wichtigkeit den Pflegenden mit Expertenwissen auszustatten. Dies führt dazu, dass die verbleibende Zeit mit Patient*innen effektiv für die Erarbeitung von Selbständigkeit genützt werden kann.